Logisch: Übergewicht entsteht durch Energieüberschuss - einerseits durch zu viel Energiezufuhr, andererseits durch zu wenig Energieverbrauch. Also: Isst man mehr, so ist das nicht so schlimm, solange man sich auch mehr bewegt. Das diese Rechnung nicht ganz so einfach ist, zeigte eine Ende 2019 publizierte Studie.
US-Forscher haben 40 5- bis 10-jährige Kinder aus den USA und Großbritannien mit 44 Kindern des Shuar-Stammes aus dem Amazonas Gebiet untersucht, mit folgenden Ergebnissen:
Die indigenen Kinder waren pro Tag um 25 % mehr körperlich aktiv als die Kinder der industrialisierten Länder.
Im Ruhezustand war der Energieverbrauch der indigenen Kinder um 20 % höher, vermutlich größtenteils bedingt durch eine höhere Aktivität ihres Immunsystems.
Trotz dieser Differenzen gab es keinen unterscheidbaren Gesamt-Energieverbrauch. Die indigenen Kinder verbrannten insgesamt nicht mehr Kalorien.
Dies deutet darauf hin, dass es bei Kindern ein relativ eingeschränktes Energiebudget gibt, das täglich verbraucht wird. Möglicherweise bewegen sich die Kinder des Shuar-Stammes effektiver. Mit der Zeit scheint der Körper sich an regelmäßige Aktivitäten anzupassen und durchschnittlich weniger Energie dafür zu verbrennen. Das ist bereits auch aus anderen Studien bei Erwachsenen bekannt.
Die gängige Annahme, man könne einfach stets den Energieverbrauch über den Tag addieren, könnte also widerlegt werden. In Hinblick auf das globale Adipositas-Problem würde das laut Studienautoren bedeuten: Die Kalorienzufuhr stellt möglicherweise einen viel direkteren Einflussfaktor auf die Entstehung von Übergewicht dar, als der vielfach betonte Bewegungsmangel.
Dabei sei aber nicht zu vergessen: Tägliche körperliche Aktivität ist äußerst wichtig für die Gesundheit allgemein, sowie auch für das Gewichtsmanagement. Denn indirekt werden dadurch der Appetit und die Muskelmasse positiv beeinflusst, abgesehen davon auch Herz- und Lungenfunktion, sowie auch die Psyche. Zudem ist Bewegung für die kindliche Entwicklung unerlässlich. Das wollen auch die Studienautoren betont wissen.
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