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AutorenbildSabine Dämon

Unter der Lupe: Hesperidin

Es geht doch nichts über eine fruchtig-süße, saftige Orange! Für all jene, die die weiße Schalenhaut verschmähen, ein Tipp: Gerade darin soll ein beachtliches gesundheitliches Potential stecken! Hesperidin – so heißt der wirkungsvolle Pflanzenstoff, der zunehmend erforscht wird.


Orangen und Orangensaft sind in den kalten Monaten als Vitamin-C-Quelle äußerst beliebt – dafür bedankt sich insbesondere unser Immunsystem. Doch seit einigen Jahren rückt das orangefarbene Wintergold auch wegen eines anderen bioaktiven Pflanzenstoffs ins Blickfeld der Forschung: Hesperidin. Orangen sind eine der wenigen natürlichen Quellen dafür.


Steckbrief Hesperidin

Hesperidin ist ein Flavonoid. Die Flavonoide gehören zu den so genannten Polyphenolen, eine Hauptgruppe der sekundären Pflanzenstoffe, die in Obst und Gemüse meist als Farb- und Geschmacksstoffe fungieren und vor allem im Schalenbereich der Pflanzen vorkommen. Bekannte Vertreter der Flavonoide sind zB. das Resveratrol in blauen Trauben und die Catechine in grünem Tee. Weniger bekannt ist das Hesperidin, das – gemeinsam mit anderen Zitrusflavonoiden – in den weißen inneren Hautbestandteilen von Zitrusfrüchten steckt.


Ein neuer Zauberstoff?

Hesperidin steht zwar erst am Anfang seiner Erforschung, doch schon jetzt lässt sich ein bemerkenswertes präventives Potential vermuten. So könnte es am hohen Gehalt an Hesperidin liegen, dass bei Verzehr von Orangen und Orangensaft eine Schutzwirkung vor kardiovaskulären Erkrankungen und Schlaganfall beobachtet wurde. Studien zeigten eine verbesserte Gefäßfunktion oder auch eine Senkung des Gesamtcholesterins. In vielen Tierversuchen wurden dazu bereits die Mechanismen von Hesperidin untersucht und die antioxidative, entzündungshemmende, gefäßschützende und blutdrucksenkende Eigenschaft bestätigt. Insbesondere bei Menschen mit Übergewicht, Diabetes, gestörtem Fettstoffwechsel und Bluthochdruck könnte eine höhere Aufnahme von Hesperidin daher zu einer Verbesserung von Stoffwechsel-, Gefäß- und Entzündungsparametern beitragen. Welche Menge an Hesperidin dafür zugeführt werden muss und ob Supplemente sinnvoll sind, muss allerdings noch erforscht werden.

Ebenso ist seine mögliche Rolle in der Prophylaxe und Therapie von Covid-19 Gegenstand aktueller Studien.


Antioxidative Power

Als Flavonoid ist die hohe antioxidative Kraft des Hesperidins unbestritten und äußerst hilfreich für jede*n von uns. Es schützt alle Zellen unseres Körpers vor freien Radikalen bzw. schädlichen Stoffen, die durch Umweltbelastungen, Rauchen, extreme körperliche Belastung oder auch im Rahmen der Immunabwehr entstehen. So werden nicht nur die Zellen unseres Immunsystems geschützt und für eine optimale Abwehr unterstützt, sondern auch oxidative Schädigungen z.B. am Erbgut oder an Proteinen und Fetten verringert. Dies ist auch eine naheliegende Erklärung für den möglicherweise krebshemmenden Effekt des Hesperidins.


Orange oder Saft?

Ein kleines Glas Orangensaft (150 ml, 100 % Fruchtanteil) enthält durchschnittlich 78 mg Hesperidin. Ganze Orangen haben zwar einen deutlich höheren Gehalt an Hesperidin, allerdings ist dieses laut einigen Studien für unseren Körper schlechter verfügbar. Möglicherweise ist es unter anderem der Ballaststoff Pektin in der ganzen Frucht, der die Aufnahmemenge des Hesperidins im Darm reduziert. Was den Hesperidingehalt betrifft, ist es interessanterweise von Vorteil industriell hergestellten Orangensaft gegenüber selbst gepresstem Saft zu bevorzugen. Wahrscheinlich erhöhen Prozesse bei der Saftherstellung die Verfügbarkeit (z.B. die mechanische Zerstörung der Zellwände oder die Erhitzung bei der Pasteurisation).


Die Erforschung des zusätzlichen Wirkungspotentials von Orangen bzw. Orangensaft steht erst am Anfang. Laut bisheriger Erkenntnisse lohnt es sich jedenfalls die „Hochsaison“ der aromatischen Zitrusfrüchte jetzt noch ausgiebig zu nutzen sowie zum Glück auch den ganzjährig möglichen Genuss in Form von Orangensaft.

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