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Studien bestätigen: Sport hilft bei Depressionen

Aktualisiert: 14. Nov. 2023

Bislang galten bei der Behandlung von Depressionen Psychopharmaka und Psychotherapie als Mittel der ersten Wahl. Eine kürzlich im British Journal of Sports Medicine veröffentlichte Metaanalyse zeigte nun, dass sich die Symptome von Depressionen auch alleine schon durch körperliche Aktivität verringern lassen.




Das Forschungsteam um Ben Singh von der University of South Australia in Adelaide zog für die Metaanalyse 97 Übersichtsarbeiten heran. Insgesamt wurden 1.039 Studien mit 128.119 Teilnehmer*innen in die Analyse inkludiert. Dabei zeigte sich, dass körperliche Aktivität die Symptome von Depressionen durchschnittlich um 43 Prozent, Angstzustände um 42 Prozent und allgemeine Stresssymptome um 66 Prozent reduzierte. Sporteinheiten mit moderater und hoher Intensität erweisen sich dabei wirksamer als solche mit geringerer Intensität. Die Forscher vermuten, dass körperliche Aktivität mit geringerer Intensität nicht ausreicht, um die neurologischen und hormonellen Veränderungen zu stimulieren (wie zum Beispiel die erhöhte Verfügbarkeit von Serotonin und Noradrenalin), die mit größeren Verbesserungen bei Depressionen und Angstzuständen verbunden sind. Als optimale Sportfrequenz konnte eine Trainingshäufigkeit an vier bis fünf Tagen in der Woche identifiziert werden. In Bezug auf die Dauer der Trainingseinheiten zeigte sich überraschender Weise, dass Interventionen mit geringerer wöchentlicher Gesamtdauer (weniger als 150 Minuten pro Woche) größere Wirkung zeigten als Interventionen mit einer höheren wöchentlichen Gesamtdauer (mehr als 150 Minuten pro Woche). Dies steht eigentlich im Gegensatz zur Dosis-Wirkungs-Beziehung, die bei körperlicher Betätigung und körperlichen Gesundheitsergebnissen beobachtet wurde. Als Grund dafür nehmen die Forscher an, dass kürzere Trainingseinheiten leichter einzuhalten sind, während längere Einheiten eine größere Belastung darstellen, was sich möglicherweise negativ auf den psychologischen Nutzen auswirken könnte.


Darüber hinaus konnte in der Studie gezeigt werden, dass zwar alle Formen von Bewegung in Bezug auf die Reduktion von depressiven Symptomen förderlich sind, sich aber je nach Sportart unterschiedliche Effekte zeigen. So verringerte zum Beispiel Krafttraining die Symptome von Depressionen am stärksten, Yoga und Pilates wiederum waren bei Angstzuständen am wirksamsten.


Auch wenn körperliche Bewegung in der Reduktion depressiver Symptomatik ähnlich effektiv wie Psychotherapie oder Psychopharmaka sein kann, ergeben sich in der Praxis leider jedoch zwei wesentliche Hinderungsgründe: Zu den Kernsymptomen einer Depression zählen die Anhedonie und Antriebsarmut. Unter Anhedonie versteht man den Verlust der Fähigkeit in Situationen, die früher Freude bereitet haben, wieder Freude zu empfinden. Betroffene Personen beschreiben das Krankheitssymptom oft auch als Unfähigkeit irgendetwas zu empfinden. Normalerweise wird Sport als belohnend erlebt - man merkt, dass man sich etwas Gutes tut und das übt einen Verstärkereffekt aus. Wenn Belohnungsreize aufgrund von Anhedonie nicht mehr entsprechend wahrgenommen werden können, dann ist die Motivation Sport zu betreiben dementsprechend reduziert. Ein weiteres Problem ist die Antriebsarmut. Durch den fehlenden Antrieb können sich viele depressive Patient*innen nicht zu Sport- und Bewegungseinheiten aufraffen.


Daher ist gerade bei schweren Depressionen anzunehmen, dass zunächst durch Psychopharmaka und Psychotherapie eine Basis geschaffen werden muss, damit der*die Patient*in überhaupt in der Lage ist wieder sportlichen Aktivitäten nachzugehen. Dennoch gilt, Bewegung und Sport können bei Depressionen eine wichtige zusätzliche Therapiekomponente darstellen. Dabei gilt: auch kürzere Sporteinheiten mit mittlerer Intensität können die depressive Symptomatik verbessern.


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