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Studie: Adipositastherapie in Österreich (Teil 2)

Aktualisiert: 8. Feb. 2022

Science News 03: Therapieangebote für übergewichtige und adipöse Menschen in Österreich – Teil 2.


Um die aktuelle Versorgungsstruktur der in Österreich angebotenen Therapieangebote für übergewichtige und adipöse Menschen zu erfassen, sowie Veränderungen und Entwicklungen zu beobachten, führt der vorsorgemedizinische Verein SIPCAN seit dem Jahr 2005 in regelmäßigen Abständen eine bundesweite Erhebung durch. Die aktuelle Studie wurde in Kooperation mit der Österreichischen Adipositas Gesellschaft umgesetzt und es konnten 233 Therapieangebote eingeschlossen werden.


Ergebnisse

* Soziodemografie

Kinder und Jugendliche (unter 18 Jahren) fanden in 60,9 % der Institutionen ein spezielles Angebot, Erwachsene wurden in 82,0 % aller Einrichtungen betreut (Mehrfachnennungen möglich). Klar zu erkennen war, dass der Anteil weiblicher Teilnehmer an den Therapieprogrammen jenen männlicher Teilnehmer deutlich überwog. Zusammengefasst betrachtet machte der Mädchen/Frauenanteil in 85,2 % der Einrichtungen mehr als die Hälfte aus. In 30,2 % der Einrichtungen lag der Anteil weiblicher Teilnehmer sogar bei 76-100 %. Der bereits bei früheren Erhebungen festgestellte geringe Anteil männlicher Patienten in den Betreuungseinrichtungen, bei gleichzeitig höherer Übergewichts- und Adipositas-Prävalenz in der männlichen Bevölkerung, besteht somit weiterhin und verlangt nach der Entwicklung von Strategien, um mehr Männer an eine geeignete Behandlung heranführen zu können.


* Eingangsuntersuchung

Eingangsuntersuchungen waren in 95,7 % der Einrichtungen vorgesehen. Körpergewicht und -größe sowie der daraus abgeleitete BMI wurden in beinahe allen Einrichtungen ermittelt. Verschiedene Protokolle und Fragebögen fanden in 45,5 % (Fragebogen zur Lebensqualität, Selbstwert, Sucht etc.), 56,2 % (Protokolle zur körperlichen Aktivität) bzw. 62,7 % (Ernährungserhebungen) der Einrichtungen Anwendung. Blutuntersuchungen (z.B. Gesamtcholesterin, Blutzucker, Harnsäure, TSH, Leberparameter) wurden, abhängig vom jeweiligen Parameter, in 37,3 % bis 42,9 % der Einrichtungen im Rahmen der Therapie durchgeführt.


* Therapieformen

Die Struktur sowie der zeitliche Rahmen eines Therapieangebots stellen für Hilfesuchende wichtige Aspekte dar. Die aktuelle Erhebung zeigte, dass Einzeltherapie in 89,7 % der Einrichtungen und damit deutlich häufiger als eine in 44,6 % der Einrichtungen verfügbare Gruppentherapie angeboten wurde (Mehrfachnennungen möglich). In 82 % der Fälle war ein Therapieeinstieg jederzeit möglich, bei den restlichen Angeboten zu bestimmten Zeitpunkten oder abhängig vom Erreichen einer bestimmten Gruppengröße. In Bezug auf die für eine Therapie vorgesehenen Zeitdauer fanden 81,1 % der Angebote in einem individuellen und nur 12,4 % in einem fixen Zeitrahmen statt. Der bereits in früheren Erhebungen beschriebene Trend hin zu exklusiver Einzeltherapie mit individuell wählbarem Einstiegstermin und individueller Dauer setzte sich damit fort.


* Nachbetreuung

Im Hinblick auf Adipositas als chronische Erkrankung sollte zum Zwecke andauernder Therapieerfolge eine langfristige Betreuung angestrebt werden. Eine Nachbetreuung im Anschluss an ein erfolgtes Therapieprogramm, fortlaufende Motivation der Patient*innen sowie der Einbezug des sozialen Umfelds spielen daher eine entscheidende Rolle beim Behandlungserfolg. In 63,9 % der Einrichtungen wurde das soziale Umfeld, etwa Familie und Freunde der Patient*innen in die Therapie, z.B. in Form von gemeinsamen Kochkursen, Einkaufschecks und Ernährungsschulungen, miteinbezogen. Die Möglichkeit einer Nachbetreuung bestand in 68,7 % der Fälle.



Im Sinne der Qualitätssicherung und um den österreichweiten Versorgungsstand auch weiterhin dokumentieren zu können, wird SIPCAN die weitere Entwicklung des Betreuungsangebots für übergewichtige und adipöse Menschen in Österreich anhand von Erhebungen auch zukünftig erheben.



Zitierung:

SIPCAN, Therapieangebote für übergewichtige und adipöse Menschen in Österreich – Teil 2. SIPCAN Science News 2021, März; 3.


Download:

SIPCAN_ScienceNews_03_03.2021_Therapieangebote_Teil2
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