Sie sitzen zuhause fest – entweder allein oder mit der ganzen Familie und leben einen Balanceakt zwischen Homeoffice, Homeschooling, Kinderbetreuung und Haushalt? Oft zu viert oder mehrt in einer Wohnung treffen viele unterschiedliche Bedürfnisse der Familienmitglieder aufeinander, die berücksichtigt werden sollten. Kein Wunder also, dass dies alles auch einen Einfluss auf die emotionale Gesundheit haben kann.
Evolutionsbedingt sind Menschen auf Nähe zueinander vorprogrammiert. Gemeinsam mit anderen Menschen zu sein, Teil einer Gruppe zu sein, war schon in Neandertalerzeiten ausschlaggebend für ein Überleben. Selbst bei vollständiger Gesundheit kann das Fehlen sozialer Interaktionen sowohl das körperliche als auch das geistige Wohlbefinden beeinträchtigen. Studien haben gezeigt, dass Einsamkeit das Risiko für Bluthochdruck und Herzerkrankungen erhöhen kann. Es kann auch in Zusammenhang mit einer Schwächung des Immunsystems stehen.
Wer ist psychologisch am meisten gefährdet? Wissenschaftler identifizierten einige Gruppen, die die emotionalen Auswirkungen der aktuellen, ungewohnten Situation besonders stark spüren: - Junge Menschen im Alter von 16 bis 24 Jahren - Frauen - Personen mit einer Vorgeschichte an psychiatrischen Erkrankungen - Eltern mit einem Kind (im Gegensatz zu keinem oder mehreren Kindern) - Beschäftigte im Gesundheitswesen - Personen, die in der Vergangenheit ein Trauma erlitten haben Glücklicherweise zeigt die psychologische Forschung auch Wege zur Bewältigung dieser schwierigen Bedingungen auf:
Beschränken Sie den Nachrichtenkonsum auf zuverlässige Quellen
Es ist wichtig, genaue und rechtzeitige Informationen über die öffentliche Gesundheit in Bezug auf COVID-19 zu erhalten. Dennoch weiß man: Eine zu starke Exposition gegenüber der Medienberichterstattung über das Virus kann zu einem verstärkten Gefühl der Angst und Besorgnis führen. Psychologen empfehlen, die Zeit, die mit Nachrichten und sozialen Medien verbracht wird, mit anderen Aktivitäten abzuwägen, die nichts mit Quarantäne oder Isolation zu tun haben. Nutzen Sie die „gewonnene“ Zeit für z.B. Lesen, Musik hören oder das Lernen einer neuen Sprache, geben Sie vielleicht schon vergessenen Hobbies wieder Raum.
Ideale Informationsquellen über das Virus sind z.B. die Webseiten des Sozialministeriums oder auch der AGES.
Erstellen und befolgen Sie eine tägliche Routine
Die Aufrechterhaltung einer täglichen Routine kann sowohl Erwachsenen als auch Kindern helfen, trotz der Ungewohntheit von sozialer Distanzierung und Homeschool ein Gefühl für Ordnung und Sinn in ihrem Leben zu bewahren. Erstellen Sie einen Tagesplan und achten Sie darauf, dass dieser sich am Wochenende von Ihrem Plan wochentags unterscheidet. Integrieren Sie tägliche Aktivitäten wie Arbeit bzw. Lernen, Bewegung, Haushalt und freie Zeit.
Bleiben Sie virtuell mit anderen in Verbindung.
Auch wenn persönliche Interaktionen begrenzt sind, können Telefonanrufe, Textnachrichten, Video-Chat und soziale Medien genutzt werden, um Zugang zu Familie, Freunden und anderen sozialen Unterstützungsnetzwerken zu erhalten. Wenn Sie sich traurig oder ängstlich fühlen, nutzen Sie diese Gespräche als eine Gelegenheit, Ihre Erfahrungen und die damit verbundenen Emotionen auszutauschen.
Einen gesunden Lebensstil aufrechterhalten
Sorgen Sie für ausreichend Schlaf (für Erwachsene werden sieben bis neun Stunden Schlaf empfohlen). Achten Sie auf Ihre Ernährung und bedenken Sie, dass in diesen Zeiten durch die eingeschränkte Bewegung auch Ihr Energiebedarf reduziert ist. Bewegen Sie sich täglich an der frischen Luft, natürlich unter Einhaltung der Maßnahmen zum „social distancing“. Ein Spaziergang in einem zügigen Tempo wirkt sich positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit und den Kalorienverbrauch aus und hebt obendrein die Stimmung. Vermeiden Sie Alkoholkonsum oder reduzieren Sie diesen, da Alkohol das Immunsystem schwächen kann.
Verwenden Sie psychologische Strategien, um Stress zu bewältigen und positiv zu bleiben Prüfen Sie Ihre Sorgen und versuchen Sie, das tatsächliche Anliegen und Ihre Fähigkeit, damit umzugehen, realistisch einzuschätzen. Versuchen Sie Katastrophendenken zu vermeiden. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf das, was Sie tun können und akzeptieren Sie die Dinge, die Sie nicht ändern können. Eine Möglichkeit, dies zu tun, ist die Führung eines täglichen Dankbarkeitsjournals. Sie können sich auch Smartphone-Anwendungen herunterladen, die Achtsamkeits- und Entspannungsübungen bieten (wie z.B. „7Mind“, „Die Achtsamkeit App“ oder „5-Minuten-Meditation“). Die Konzentration auf die altruistischen Gründe für soziale Distanzierung kann auch dazu beitragen psychische Belastung zu mildern. Denken Sie daran, dass Sie durch solche Maßnahmen die Möglichkeit der Virusübertragung verringern und die am stärksten gefährdeten Personen schützen.
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