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AutorenbildJuliana Bhardwaj

Der Müsli-Check: die Methode

Aktualisiert: 8. Feb. 2022

Science News 10: Der SIPCAN Müsli-Check als Orientierungshilfe für ein gesundes Frühstück.


Cerealien und Müslis sind kohlenhydratreiche Lebensmittel und können als gute Energiequelle für den Körper zu einer ausgewogenen Ernährung beitragen. Viele Österreicher*innen greifen zum Frühstück gerne zu ihnen. Allerdings besteht ein großes Angebot verschiedener Produkte, die unterschiedliche Mengen an Vitaminen, Mineralstoffen, sekundären Pflanzenstoffen und Ballaststoffen, aber auch an Zucker, Süßstoffen, Zuckeraustauschstoffen und Fett enthalten. Der SIPCAN Müsli-Check bietet eine Orientierungshilfe, ob ein Cerealien- bzw. Müsliprodukt die ernährungswissenschaftlichen Empfehlungen erfüllt oder Zutaten beinhaltet, die nicht unbedingt zu einem gesunden Frühstück gehören.


Methode

Im Rahmen des SIPCAN Müsli-Checks wurden in ganz Österreich Recherchen im Einzelhandel und durch Kontaktaufnahme mit den produzierenden Unternehmen durchgeführt. Dabei wurden im Jahr 2021 insgesamt 283 Cerealien- und Müsliprodukte erhoben, hinsichtlich ihres Zucker-, Fett- und Zuckeraustausch- bzw. Süßstoffgehaltes analysiert und in Form einer Produktliste vergleichbar dar-gestellt. Die Liste beinhaltet auch Informationen über den Fruchtanteil, den Ballaststoffgehalt und darüber, ob ein Produkt biologisch ist. Sie richtet sich sowohl an Konsumenten als auch an Multiplikatoren und Fachpersonal und steht der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung.


Damit ein Müsliprodukt den aktuellen SIPCAN-Kriterien entspricht, dürfen max. 20 g Zucker (inkl. natürlich enthaltenem Zucker) und max. 20 g Fett pro 100 g sowie keine Süß- oder Zuckeraustauschstoffe enthalten sein. Ergänzend wird empfohlen, sich mithilfe der Zutatenliste über die Zuckerquelle zu informieren. Natürlich enthaltener Zucker, wie z. B. aus Trockenobst, ist gegenüber zugesetztem Zucker zu bevorzugen.


Der Zuckergrenzwert basiert auf der Empfehlung der WHO, die Energieaufnahme aus zugesetztem Zucker auf unter 10 % der täglichen Gesamtenergiezufuhr zu reduzieren. Im Hinblick auf den Fettgehalt orientieren sich die Kriterien an den DACH-Referenzwerten, in denen empfohlen wird, dass die tägliche Energiezufuhr zu 30-35 % durch Fett abgedeckt wird. Ausgehend von den Empfehlungen für Kinder und Jugendliche wären dies (unter Annahme einer durchschnittlichen Energiezufuhr von 2400 kcal) ca. 60 g Zucker und ca. 80 g Fett pro Tag. Verteilt auf fünf Mahlzeiten ergibt sich ein Wert von 12 g Zucker und 16 g Fett pro Mahlzeit. Da zu Müsliprodukten meist auch andere zucker- und fetthaltige Lebensmittel wie Milchprodukte konsumiert werden, sollten über die Cerealienprodukte selbst maximal die Hälfte dieser erlaubten Zucker- und Fettmengen aufgenommen werden, womit sich Grenzwerte von 6 g Zucker und 8 g Fett pro Portion/Mahlzeit ergeben. Bei einer durchschnittlichen Portionsgröße von 40 g dürften Müsliprodukte somit maximal 20 g Fett und 15 g Zucker pro 100 g ent-halten. Da es in der Gesundheitsförderung essenziell ist mit erreichbaren Zielen zu arbeiten, wurde für den Zuckergrenzwert ein Toleranzbereich von 33 % und damit ein Zuckergehalt von maximal 20 g pro 100 g definiert.


Ein weiteres Kriterium ist der Verzicht auf den Einsatz von Süß- oder Zuckeraustauschstoffen. Diese haben die Aufgabe Zucker zu ersetzen und dadurch Kalorien einzusparen. Es findet aber, wie beim Konsum von Zucker, eine Gewöhnung an eine bestimmte Süße statt. Des Weiteren zeigten zahlreiche Studien Zusammenhänge zwischen dem Konsum süßstoffhaltiger Produkte und einem erhöhten Über-gewichts- und Krankheitsrisiko.


Die Erhebungsergebnisse wurden in der Müsliliste (SIPCAN Müsli-Check) vergleichbar gemacht, indem alle erhobenen Produkte den Orientierungskriterien entsprechend in fünf verschiedene Kategorien, sogenannte »Listen« (Liste A bis E), eingeteilt wurden (Übersichtstabelle im Download Dokument):


Auf ideale Müsliprodukte und Cerealien [ungesüßte (Vollkorn-) Getreideflocken und ungesüßte Corn-flakes] wird in Liste A allgemein hingewiesen, ohne spezifische Produkte zu nennen. In Liste B sind all jene recherchierten Produkte namentlich angeführt, die den SIPCAN-Kriterien (max. 20 g Zucker und max. 20 g Fett pro 100 g, keine Süß- oder Zuckeraustauschstoffe) entsprechen. In Liste C sind jene Produkte zu finden, bei denen der Zuckergehalt über 20 g/100 g liegt und die damit einen zu hohen Gesamtzuckergehalt aufweisen. In Liste D befinden sich Produkte, die Süßstoffe bzw. Zuckeraustausch-stoffe enthalten. In Liste E sind Produkte mit einem zu hohen Fettgehalt (über 20 g/100 g) gelistet.


Ergebnisse

Von den im Jahr 2021 insgesamt 283 erhobenen Produkten erfüllten 53,7 %, also nur etwa die Hälfte der Produkte, die genannten Orientierungskriterien. Dabei entsprachen ca. drei von vier Früchtemüslis (75,5 %) und Porridges (78,3 %) den Kriterien, während es in der Kategorie der verschiedenen Cornflakes-Produkte nur knapp die Hälfte (48,6 %) war. Am schlechtesten fiel das Ergebnis in der Gruppe der Knuspermüslis aus, in der nur 37,5 % der Produkte die Orientierungskriterien erfüllten. Zusätzlich war dies die Produktgruppe, in der die meisten Produkte mit einem zu hohen Fettgehalt von über 20 g/100 g (Anteil: 17 %) zu finden waren, sowie die einzige Produktgruppe, in der Süßstoffe bzw. Zuckeraustauschstoffe zu finden waren, wobei der Anteil mit 6,7 % dennoch relativ gering war. Insgesamt enthielten 2,5 % der erhobenen Produkte Süßstoffe bzw. Zuckeraustauschstoffe.


Der durchschnittliche Zuckergehalt der Müsliprodukte (exklusive süßstoff-und zuckeraustauschstoff-haltiger Produkte) betrug 18,11 g pro 100 g. Die Spannweite des Zuckergehaltes reichte von 1,7 g bis 45 g Zucker pro 100 g. 109 der 283 Produkte (38,5 %), und damit mehr als jedes dritte Produkt, lagen über der Grenze von max. 20 g/100 g. Bei Betrachtung der einzelnen Produktgruppen wiesen 51,4 % der süßen Cerealien und 47 % der Knuspermüslis einen zu hohen Zuckergehalt auf, während es in der Gruppe der Früchtemüslis nur 24,5 % und bei Porridges nur 17,4 % waren.


Schlussfolgerungen

Müsliprodukte und Cerealien können einen wertvollen Bestandteil der täglichen Ernährung darstellen. Da bei der Vielzahl an Produkten große Unterschiede im Hinblick auf gesunde und weniger gesundheitsförderliche Inhaltsstoffe bestehen, ist es wichtig, Konsument*innen für das Thema zu sensibilisieren und sie sowohl über die Vor- und Nachteile verschiedener Zutaten als auch darüber, wie und wo sie sich über die Inhaltsstoffe eines Produkts informieren können, aufzuklären.


Der SIPCAN Müsli-Check bietet durch seine Orientierungskriterien und die direkte Vergleichbarkeit von Produkten eine Hilfestellung für eine gesündere Produktauswahl. Er wurde erstmals im Jahr 2021 durchgeführt und soll in Zukunft jährlich aktualisiert werden.



Zitierung:

SIPCAN, Der SIPCAN Müsli-Check als Orientierungshilfe für ein gesundes Frühstück. SIPCAN Science News 2021, Oktober; 10.


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