Das Bewusstsein für pflanzliche Ernährung und alternative Produkte zu tierischen Lebensmitteln ist mittlerweile groß. Besonders Milchalternativen, die auf Hafer, Soja, Reis oder Mandeln basieren, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Doch was steckt hinter diesen Alternativen und wie schneiden sie im Vergleich zu herkömmlichen Milchprodukten ab? Wir berichten über die aktuellen Ergebnisse des SIPCAN Zuckerchecks.

Milchalternativprodukte basieren auf einer Vielzahl von pflanzlichen Rohstoffen, darunter Hafer, Soja, Kokos, Reis oder Mandeln. Aber auch Erbsen, Dinkel, Hirse, Cashew oder Haselnüsse kommen zunehmend zum Einsatz. Obwohl es sich bei diesen pflanzlichen Milchalternativen je nach Herstellung und Einsatz von Zusatzstoffen oft um hoch verarbeitete Lebensmittel handelt, schneiden sie (auch abhängig vom Transportweg des Rohstoffes) hinsichtlich ihres ökologischen Fußabdrucks in der Regel deutlich besser ab als ihre tierischen Pendants. Umgekehrt muss ihr geringerer Gehalt von z.B. Kalzium, B-Vitaminen oder Jod - für die tierische Milch eine gute Quelle ist - während der Herstellung industriell aufgebessert bzw. zugesetzt werden.
Ähnliches gilt für den Zuckergehalt: Pflanzlichen Milchalternativen fehlt der in tierischen Milchprodukten natürlicherweise enthaltene Milchzucker, was sich für Personen mit Laktoseintoleranz zwar als Vorteil erweist, jedoch auch eine geringere Süße zur Folge hat. Für die geschmackliche Akzeptanz werden daher entweder Zucker und/oder Süßungsmittel zugesetzt oder es wird bei der Verarbeitung ein lebensmitteltechnologischer Effekt genutzt: Wird nämlich die Stärke, die in Hafer oder Reis enthalten ist, durch zugesetzte Enzyme bzw. Fermentation aufgespalten, erhöht sich der Zuckergehalt des Endproduktes. Die Krux dabei: Da kein Zucker zugesetzt wurde, scheint er zwar in der Nährwerttabelle, aber nicht in der Zutatenliste auf!
Marktanalyse 2024: So schneiden pflanzliche Milchalternativen ab
SIPCAN führt im jährlichen Rhythmus eine Analyse der am österreichischen Markt verfügbaren Milchalternativprodukte durch. Durch Kooperationen mit der Lebensmittelindustrie sowie einer Vorort-Analyse im Einzelhandel konnten 2024 insgesamt 438 Milchalternativprodukte recherchiert werden. Etwa ein Drittel dieser Produkte (32 %) sind zum Löffeln gedacht, zwei Drittel zum Trinken (68 %). Und so lauten die Ergebnisse:
Der Zuckergehalt aller Milchalternativen liegt im Durchschnitt bei 4,4 g pro 100 ml bzw. g. Dabei fällt der Zuckergehalt der Löffelprodukte mit durchschnittlich 6,2 g pro 100 g deutlich höher aus als jener der Trinkprodukte mit 3,5 g pro 100 ml.
Im Vergleich zum Vorjahr wurde insgesamt eine leichte Reduktion des Zuckergehalts um 2,7 % festgestellt. Erfreulich ist auch, dass auf den Einsatz von Süßungsmitteln bei allen inkludierten Produkten vollkommen verzichtet wird.
Der durchschnittliche Fettgehalt der Produkte liegt bei 2,8 g pro 100 g ml bzw. g. Der Fettgehalt der Löffelprodukte liegt mit durchschnittlich 4,7 g pro 100 g mehr als doppelt so hoch wie jener der Trinkprodukte mit 1,9 g pro 100 ml.
Ein Vergleich mit den von SIPCAN vorgegebenen Orientierungskriterien für eine gesündere Auswahl von Milchalternativen (das sind: max. 6,7 g Zucker pro 100 g/ml, max. 4,2 g Fett pro 100 g/ml - in Anlehnung an den Fettgehalt nicht standardisierter Kuhmilch – und kein Süßungsmittel) zeigt, dass diese von 71 % der untersuchten Produkte erfüllt werden. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht sind dies um 2,8 Prozentpunkte mehr.
Besonders auffällig ist, dass Trinkprodukte im Vergleich zu Löffelprodukten deutlich besser abschneiden: 91 % der Trinkprodukte und nur 28 % der Löffelprodukte erfüllen die SIPCAN-Kriterien.
Achtung auf Mikronährstoff-Zufuhr beim Verzehr von Bio-Produkten
Positiv hervorzuheben ist, dass zwei Drittel (66 %) aller Milchalternativen am österreichischen Markt in biologischer Qualität angeboten werden. Bio-Produkte sind den konventionell produzierten Milchalternativen hinsichtlich ihres ökologischen Fußabdruckes und der Belastung mit Schadstoffen jedenfalls überlegen. Aufgrund der gesetzlichen EU-Bio-Verordnung 2018/848 muss jedoch bei allen Bio-Produkten auf den Zusatz von Vitaminen und Mineralstoffen verzichtet werden (sofern nationale Rechtsvorschriften dies nicht anderweitig vorgeben). Beim Ersatz von tierischen Milchprodukten durch biologische Milchalternativen muss daher besonders auf die Zufuhr bestimmter Nährstoffe wie Kalzium, B-Vitamine oder Jod über andere Nahrungsquellen geachtet werden.
Fazit: Milchalternativen sind nicht immer die überlegenere Wahl
Pflanzliche Milchalternativen bieten eine wertvolle Möglichkeit, tierische Produkte in der Ernährung zu ersetzen, insbesondere für Menschen mit Laktoseintoleranz und jene, die sich aus ethischen, ökologischen oder gesundheitlichen Gründen für eine pflanzenbasierte Ernährung entscheiden. Dennoch muss insbesondere beim Verzehr von biologischen Milchalternativen die Aufnahme bestimmter Mikronährstoffe über die gesamte Ernährung im Auge behalten werden.
Nicht nur in Hinblick auf den ökologischen Fußabdruck, sondern insbesondere auch beim Zucker- und Fettgehalt bestehen innerhalb der Produktgruppe der pflanzlichen Milchalternativen teilweise deutliche Unterschiede. Zwar kann eine allgemeine Tendenz zu einer Reduktion des Zucker- und Fettgehalts beobachtet werden, doch es besteht – insbesondere bei den Löffelprodukten - weiterhin Verbesserungspotenzial. Ernährungsbewusste Konsument*innen sollten daher bei der Auswahl von pflanzlichen Milchalternativen auf die Zutatenliste und den Nährstoffgehalt achten und besonders bei Produkten mit höherem Zucker- und/oder Fettgehalt eine angemessene Portionsgröße wählen.
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