Eine der größten Fragen in der Gesundheitsförderung lautet: Wie können wir Menschen zu einer gesünderen Ernährung bewegen? Eine Meta-Analyse gibt Aufschluss über unterschiedliche Nudging-Methoden und stellte die Frage, welche Methoden am wirksamsten sind.
(Science News 27: „Nudging“ als Instrument zur Förderung einer gesunden Ernährung.)
Weltweit sind Gesundheitsorganisationen und Regierungen bestrebt, steigende Raten von ernährungsbedingten Krankheiten wie Adipositas zu verringern. Dies erfordert wirksame Public-Health-Strategien. Trotz zahlreicher breit angelegter Kampagnen treffen Konsument*innen jedoch oftmals unvorteilhafte Entscheidungen in Bezug auf ihre Ernährung. Warum dies so ist und wie sie dazu gebracht werden können, gesundheitsförderlichere Entscheidungen zu treffen, sind daher wichtige Forschungsthemen.
Ein mögliches Instrument zur Gesundheitsförderung ist das sogenannte „Nudging“ (= „Anstupsen“), mit dem Verhaltensweisen sanft – das heißt ohne Verbote oder Einschränkung der Entscheidungsfreiheit – in eine bestimmte Richtung gelenkt werden sollen.
In einer Metaanalyse wurden 299 Ergebnisse aus 96 Feldexperimenten zu verschiedenen Nudging-Methoden analysiert. Die Nudges wurden dabei in die folgenden drei Hauptkategorien aufgeteilt:
Kognitive Nudges, die rein wissensbezogene Informationen liefern und den Konsument*innen zutrauen, darauf basierend bessere Entscheidungen zu treffen (z. B. durch Information auf Verpackungen wie Nährwerttabellen oder Ampelkennzeichnungssysteme).
Affektive Nudges, die die Emotionen der Konsument*innen adressieren (z. B. durch ansprechendere Bezeichnungen von Speisen).
Verhaltensorientierte Nudges, die das Verhalten der Konsument*innen direkt beeinflussen, ohne dabei deren Wissen oder Emotionen zu verändern (z. B. durch Definition der Portionsgröße).
Diese Hauptkategorien wurden wiederum in insgesamt sieben Teilbereiche (Nudging-Methoden) gegliedert. Verglichen wurde jeweils die Auswirkung der unterschiedlichen Nudging-Methoden auf die Gesamtkalorienzufuhr pro Tag – mit diesen Ergebnissen:
Die geringsten Auswirkungen auf die Kalorienzufuhr hatten kognitive Nudges. Eine beschreibende Nährwertkennzeichnung (z. B. Nährwerttabelle) konnte die tägliche Kalorienaufnahme um 54 kcal verringern. Die Verbesserung der Sichtbarkeit (z. B. Platzierung gesunder Optionen in der Mitte eines Regals oder auf der ersten Seite einer Speisekarte) reduzierte die Kalorienaufnahme um 70 kcal pro Tag. Durch eine bewertende Nährwertkennzeichnung (z. B. das Logo "Gesundes Herz" oder Ampelfarben) wurden pro Tag 91 kcal weniger konsumiert.
Am zweitstärksten waren affektive Nudges. Aufforderungen zu gesunder Ernährung (z. B. verbal oder durch ein Schild) führten zu einer Reduktion von 129 kcal pro Tag. „Genussappelle“ (z. B. attraktive Wörter, Fotos oder Verpackungen) konnten die tägliche Kalorienzufuhr um 172 kcal reduzieren.
Als am wirksamsten zeigten sich verhaltensorientierte Nudges. Hier konnten durch praktische Verbesserungen, die die Auswahl und den Konsum gesünderer Lebensmittel erleichtern (z. B. vorgeschnittenes Obst und Gemüse, gesunde Lebensmittel im vorderen Bereich einer Kantine) 199 kcal pro Tag eingespart werden. Die größte Verringerung der täglichen Kalorienmenge wurde jedoch durch Optimierungen der Portionsgröße (z. B. kleinere Portionen bzw. Teller/Schüsseln) erzielt. Diese Methode konnte die tägliche Kalorienaufnahme um 317 kcal senken.
Die Metaanalyse zeigte, dass Nudging-Methoden, die mit der Nahrungsaufnahme direkt verbunden sind, deutlich größeren Einfluss auf die Energieaufnahme haben, als Nudging-Methoden, die rein informierend sind. Dementsprechend ratsam ist es zukünftig zum Beispiel der Portionsgröße deutlich mehr Aufmerksamkeit zu schenken, um Public-Health-Strategien wirksamer zu gestalten.
Referenz:
Romain Cadario, Pierre Chandon. Which Healthy Eating Nudges Work Best? A Meta-Analysis of Field Experiments. Marketing Science 2020 39:3, 465-486.
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