Immer wieder wird von Fachexperten gefordert: Ernährungsbildung muss fix bzw. mit mehr Stunden in den Lehrplänen verankert werden! Neben einer schulischen ist dies vor allem eine präventivmedizinisch Maßnahme, um die wichtige Alltagskompetenz „Ernährung“ zu stärken und damit auch ernährungsabhängige Erkrankungen im späteren Leben zu reduzieren. Leider haben in Österreich mit wenigen Ausnahmen nur die Neuen Mittelschulen (NMS) das Thema Ernährungserziehung in Form des Faches "Ernährung und Haushalt" in den Lehrplan aufgenommen. Dabei entscheidet jede Schule selbst, wie viele Stunden pro Woche diesem Thema gewidmet werden.
Dass die Anzahl der Unterrichtseinheiten zu diesem Thema tatsächlich wesentlich ist, zeigt eine kürzlich publizierte Studie, die SIPCAN in Zusammenarbeit mit universitären und pädagogischen Hochschulen in Tirol durchgeführt hat. Dabei konnten von 513 SchülerInnen der achten Schulstufe an 16 zufällig ausgewählten Tiroler NMS umfangreiche Daten erhoben werden.
Die Ergebnisse lauten unter anderem:
SchülerInnen an ländlichen Schulen sowie jene, die eine höhere Anzahl an Unterrichtsstunden in Ernährungs- und Verbraucherbildung hatten, zeigten ein besseres Ernährungswissen. Ein hohes Ernährungswissen war mit einem höheren Verzehr von Gemüse und pflanzlichen Ölen sowie mit einem geringen Verzehr von Fleisch assoziiert.
Über den Zeitraum von vier Jahren hatten die SchülerInnen im Durchschnitt nur 2,3 Wochenstunden Ernährungsunterricht. Auffallend war, dass die Stundenanzahl an städtischen Schulen (1,6 Stunden) im Mittel um 1 Stunde niedriger war als an ländlichen Schulen (2,6 Stunden). Dabei war eine höhere Anzahl an Ernährungseinheiten unter anderem deutlich mit einem höheren Verzehr von dunklem (Vollkorn-)Brot und einem geringeren Verzehr von Fleisch verbunden.
Die Anzahl der Unterrichtsstunden zum Thema Ernährung im Lehrplan hat offensichtlich einen ganz wesentlichen Einfluss auf das Ernährungswissen und -verhalten. Hier ist einmal mehr die (Schul-)Politik gefragt, entsprechende Rahmenbedingungen für ein besseres Ernährungs-, Konsum- und Gesundheitsverhalten bei Kindern und Jugendlichen zu setzen. Langfristig wäre dies jedenfalls eine kluge gesundheitspolitische Maßnahme!
Egg S., Wakolbinger M., Reisser A., Schätzer M., Wild B., Rust P. Relationship between nutrition knowledge, education and other determinants of food intake and lifestyle habits among adolescents from urban and rural secondary schools in Tyrol, Western Austria. Public Health Nutrition 2020; 1-12.
Kooperationspartner:
Department für Ernährungswissenschaften, Universität Wien
Institut Sportmedizin, Alpine Medizin und Gesundheitstourismus, Privatuniversität UMIT, Hall in Tirol
Institut für Berufspädagogik und Sekundarpädagogik, Pädagogische Hochschule Tirol, Innsbruck
Institut für Sozialmedizin, Medizinische Universität Wien
Studiengang Diätologie, fhg - Zentrum für Gesundheitsberufe Tirol GmbH, Innsbruck
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